
Ohrenschmerzen einseitig ohne Fieber – Was hat mein Kind?
Autor: Dr. med. Jörg Zorn, Arzt
Ohrenschmerzen sind bei Kindern sehr häufig. Meist steckt eine Mittelohrentzündung hinter den Schmerzen. Diese kann von Fieber begleitet sein, muss aber auch nicht. Es gibt aber auch noch weitere Ursachen, die bei einseitigen Ohrenschmerzen ohne Fieber infrage kommen. Außerdem erfahren Sie, wann ein Arztbesuch ratsam ist und wie Sie Ihrem Kind am besten helfen können.
Mögliche Ursachen: Was bedeuten einseitige Ohrenschmerzen ohne Fieber bei Kindern?
Die häufigste Ursache für Ohrenschmerzen bei Kindern ist eine akute Mittelohrentzündung, auch Otitis media genannt, infolge einer klassischen Erkältung. Diese kann beide Ohren betreffen oder auch nur einseitig auftreten. Fieber ist ein typisches Begleitsymptom bei einer Otitis media, es kann jedoch auch sein, dass die Entzündung fieberfrei verläuft. Einseitige Ohrenschmerzen ohne Fieber können bei Kindern also ein Hinweis auf eine Mittelohrentzündung sein.
Weitere mögliche Ursachen können eine Otitis externa sein, also eine Entzündung des äußeren Gehörgangs. Bei Entzündungen des Zahnfleischs oder der Zähne können ebenfalls Schmerzen bis in die Ohren ausstrahlen. Auch eine Tonsillitis, sprich geschwollene Mandeln, können für Kinder sehr schmerzhaft sein und teilweise auch ausstrahlende Schmerzen bis in die Ohren auslösen.
Blut am Ohr deutet auf eine Verletzung hin
Eine weitere mögliche Ursache ist eine Verletzung im Bereich des betroffenen Ohres. Diese kann beispielsweise bei der unsachgemäßen Anwendung von Wattestäbchen bei der Reinigung der Ohren vorkommen. Wenn die einseitigen Schmerzen nach der Reinigung beginnen, kann das ein Hinweis auf eine mögliche Verletzung sein.
Auch beim Spielen kann es bei Kindern schnell mal zu einer schmerzhaften Verletzung am Ohr oder auch im Gehörgang kommen. Fieber tritt dann in der Regel nur auf, wenn sich eine Infektion entwickelt, was einige Zeit dauern kann. Meist fällt eine solche Verletzung aber bereits vorher schon wegen der Schmerzen auf.
Sehen Sie sich als Eltern das betroffene Ohr daher genau an, idealerweise mit guter Beleuchtung. Blut im Gehörgang oder Schürfwunden am äußeren Ohr sind Hinweise auf eine vorliegende Verletzung. Wenn Sie solche Anzeichen erkennen, sollten Sie mit Ihrem Kind am besten einen Kinderarzt oder einen HNO-Arzt aufsuchen. Dieser hat verschiedene Instrumente, mit denen das Kinderohr genauer untersucht werden kann. Vor allem kann hier auch überprüft werden, ob das Trommelfell verletzt ist und ob gegebenenfalls eine Entzündung vorliegt.
Erbsen, Murmeln und Co im Ohr können ebenfalls schmerzhaft sein
Auch ein verstopfter bzw. verschlossener Gehörgang kann mitunter sehr schmerzhaft für Kinder sein. Meist wird so ein Verschluss durch einen Fremdkörper verursacht, wenn Kinder sich Erbsen, Murmeln oder andere Gegenstände in das Ohr stecken und nicht mehr von alleine wieder herausbekommen.
Auch eine vermehrte Ansammlung von Ohrenschmalz, ein sogenannter Ohrenschmalz-Pfropf, kann den Gehörgang verstopfen.
Ohrenschmalz, auch Cerumen genannt, ist ganz natürlich und wichtig für ein gesundes Ohr. Er schützt den Gehörgang und sorgt dafür, dass Staub sowie andere Partikel aus dem Ohr nach außen transportiert werden. Wie viel Ohrenschmalz produziert wird, ist allerdings von Kind zu Kind sehr unterschiedlich und kann auch nicht beeinflusst werden.
Wenn Sie als Eltern also merken, dass Ihr Kind eher mehr Ohrenschmalz produziert, denken Sie daran, den Gehörgang regelmäßig gründlich, aber sehr vorsichtig, zu reinigen. Fragen Sie am besten auch einmal Ihren Kinderarzt oder einen Hals-Nasen-Ohrenarzt, wie Sie die Ohren beim Kind am besten reinigen können, ohne, dass der empfindliche Gehörgang verletzt wird.
Kann man eine Mittelohrentzündung ohne Fieber haben?
Ja, eine Mittelohrentzündung ohne Fieber ist möglich. Die Otitis media verläuft wie alle Erkrankungen bei jedem Kind ein wenig anders. Manche Kinder leiden unter starken Schmerzen, bei anderen verläuft die Mittelohrentzündung schmerzfrei, geht jedoch mit hohem Fieber einher. Wiederum gibt es Fälle, in denen weder Schmerzen noch Fieber auftreten.
Gut zu wissen: Bei Erwachsenen verläuft eine Mittelohrentzündung öfter fieberfrei. Hier kommt die Erkrankung zwar insgesamt deutlich seltener vor als bei Kindern, trotzdem tritt sie hin und wieder auf.
Ab wann spricht man eigentlich von Fieber? Lesen Sie hier:
Erhöhte Temperatur, leichtes Fieber, hohes Fieber - wichtige Hinweise zu Temperatur bei Kindern und Kleinkindern
Wie merke ich, ob mein Kind eine Mittelohrentzündung hat?
Eine Mittelohrentzündung kann sich ganz unterschiedlich äußern. Für Eltern ist es hilfreich, sich die typischen Symptome einer Mittelohrentzündung vor Augen zu führen und das betroffene Kind daraufhin zu beobachten, denn nicht immer liegen alle Beschwerden vor. In den meisten Fällen kommt es zu Ohrenschmerzen – einseitig oder beidseitig –, Fieber und einer allgemeinen Abgeschlagenheit beim Kind.
Bei Babys und Kleinkindern ist es oft schwierig eine Mittelohrentzündung zu erkennen, da Kinder in dem Alter noch nicht in der Lage sind, entsprechende Ohrenschmerzen mitzuteilen. Meist sind betroffene Babys weinerlicher und unruhiger als sonst, schlafen schlecht und fassen sich öfter an das betroffene Ohr.
Mehr zu den Anzeichen einer Mittelohrentzündung lesen Sie hier:
Ohrenschmerzen bei Babys und Kindern – Kann das eine Mittelohrentzündung sein?
Bei langanhaltenden Beschwerden kann auch eine chronische Mittelohrentzündung dahinterstecken. Das kommt bei Kindern jedoch äußerst selten vor. In jedem Fall sollten länger anhaltende Symptome im Bereich der Ohren ärztlich abgeklärt werden.
Wann zum Arzt, wenn das Kind Ohrenschmerzen hat?
Ohrenschmerzen sind praktisch immer ein Grund, die Kinderarztpraxis bzw. einen HNO-Arzt aufzusuchen. In der Regel steckt eine harmlose Ursache wie eine unkomplizierte Mittelohrentzündung dahinter, die keiner spezifischen Behandlung bedarf. Auch Verletzungen verheilen meist ohne Probleme. Aber dafür muss die Ursache einmal sicher identifiziert werden und das ist für Eltern, ohne das ärztliche Equipment, in der Regel nur schwer möglich.
Hinzu kommt, dass das Ohr ohnehin ein empfindliches Organ ist und besonders bei kleinen Kindern können unentdeckte (eitrige) Entzündungen, Verletzungen oder Erkrankungen zu Problemen bei der Entwicklung des Ohrs und des Hörvermögens führen. Deswegen sollten Beschwerden im Bereich der Ohren im Zweifel immer einmal ärztlich untersucht werden.
Was tun gegen einseitige Ohrenschmerzen ohne Fieber?
Die Behandlung bei einseitigen Ohrenschmerzen ohne Fieber erfolgt immer abhängig von der genauen Ursache.
Ist der Gehörgang durch einen Fremdkörper oder Ohrenschmalz-Pfropf verstopft, sollte dieser fachmännisch entfernt werden, sprich Sie sollten mit Ihrem Kind eine Kinderarzt- oder HNO-Arztpraxis aufsuchen. Versuchen Sie niemals selbst, Fremdkörper aus dem Kinderohr zu entfernen. Es besteht die Gefahr, dass diese immer tiefer in den Gehörgang geschoben werden und zusätzlich das Trommelfell verletzt wird. Ärzte haben verschiedene Möglichkeiten von Spülungen bis hin zu speziellen Pinzetten und anderen Instrumenten, mit denen der jeweilige Fremdkörper schonend und sicher entfernt werden kann. Ist der Verschluss gelöst, lassen meist auch die Schmerzen schnell nach.
Bei Verletzungen stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Wahl hängt von der Schwere, dem genauen Ort und der Ursache der Verletzung ab. Besteht die Gefahr, dass sich die Verletzung entzündet, können desinfizierende Ohrentropfen und gegebenenfalls Ohrentropfen mit Antibiotika gegeben werden. Bei starken Schmerzen ist auch die Gabe von Schmerzmitteln wie Paracetamol möglich. Welche Behandlung geeignet ist, entscheidet der behandelnde Arzt immer individuell anhand der jeweiligen Beschwerden.
Ist eine Mittelohrentzündung im Rahmen einer Erkältung die Ursache für die Schmerzen, kann es helfen, die Schleimhautschwellung in der Ohrtrompete (Eustachische Röhre) zu lindern. Hierfür stehen verschiedene bewährte Hausmittel, pflanzliche Arzneimittel und bei starken Schmerzen auch andere Maßnahmen wie abschwellende Nasentropfen oder -sprays zur Verfügung.